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Berliner Mauer D3

Berliner Mauer D 3

Berliner Mauer, Milchzucker, homöopathische Verreibung, Kunstaktion von Karin Brandl

gezeigt im Rahmen der Einzelausstellung heil - weise in der Galerie Kulturesk, Augsburg, 1993

 

Gemäß dem Grundsatz der Homöopathie similar similibus curantur, produziere ich während dieser Kunstaktion, auf der Grundlage der homöopathischen Herstellungsweise (frei nach Dr. Hahnemann) das Mittel Berliner Mauer D 3.

Die Bezeichnung D 3 steht für eine sog. niedere Potenz, d.h. die Verdünnung des Grundstoffes erfolgt dreimal in der entsprechenden Art und Weise. Vereinfacht ausgedrückt wirken niedere Potenzen, in denen der Grundstoff noch elementar nachzuweisen ist, stärker im physischen Bereich als höhere Potenzen, die mehr auf die psychische Ebene gerichtet sind.

Die Wirkungsweise der Homöopathie geht dahin, mit einem geeigneten Mittel (in homöopathischer Dosierung) einen Reiz auf den Körper auszuüben, denselben wie die Krankheit, um so den Körper zu verstärkter Abwehrreaktion zu veranlassen. Es wird also nicht lediglich das Symptom ausgemerzt, sondern der gesamte Organismus und seine innewohnenden Heilkräfte werden angeregt.

Die Homöopathen rechnen dabei zunächst mit einer kurzzeitigen Verschlimmerung der Symptome, was jedoch als erster Erfolg der Behandlung und als Indikator für die Wahl des richtigen Mittels gewertet wird.

Bei fortgesetzter Behandlung klingen die Symptome dann rasch ab. Die Selbstheilungskräfte des Körpers sind aktiviert, die Heilung, die Wiederherstellung der Ganzheit, erfolgt.

(Katalogtext)

 

Presseartikel zur Kunstaktion und Ausstellung

25 Jahre Mauerfall

Am 9. November 1989 fiel die Mauer, die durch Deutschland lief. Die einstige DDR war am Ende, die Grenzen wurden geöffnet. Tausende stürmten das Mauer-Bauwerk und in der Folge wurde es demontiert. Ein Freund, der in Berlin wohnte, brachte mir damals ein kleines Stückchen von der Mauer mit.

Berliner Mauer D 3

1993 schuf ich daraus die Kunstaktion, in der ich eine homöopathische Verreibung inszenierte. Ich zeigte sie zur Eröffnung meiner Ausstellung "heil - weise" in der Galerie Kulturesk, die in der Kirchgasse in Augsburg, gleich neben dem Striese, beheimatet war.

Die Idee zu der Performance entstand unter dem Eindruck der damaligen Schwierigkeiten. Es war keineswegs so, dass sich West und Ost sofort harmonisch aneinander anpaßten. Die blühenden Landschaften, die von Politikern besungen wurden, gab es so nicht. Die "Ossis", die Ostdeutschen, wurden bitter enttäuscht. Aber auch für die "Wessis" war die Wiedervereinigung nicht leicht. Irgendwie mußte alles finanziert werden, auf den Schultern der Bürger. Der Umgang zwischen West- und Ostdeutschen war vier Jahre nach dem Mauerfall von viel Skepsis und Unverständnis begleitet.

Die innere Mauer zeigen

Das Kunstmittel, das ich in der Performance herstellte, legte praktisch den Finger auf die Wunde - denn in den Köpfen und Herzen der Menschen war immer noch "Die Mauer". Wenn wir auf diese innere Mauer blicken, auf die imaginäre Grenze zwischen den Menschen in Ost und West, dann kann sie aufgelöst werden.

Interessant war für mich vor Jahren die Erkenntnis, dass meine Kunstaktion offenbar Kreise zog und der Gedanke von Homöopathen aufgegriffen wurde. Es gibt Berliner Mauer inzwischen als hömöopatisches Arzneimittel. - Gibt es denn die innere Mauer immer noch?

 

Karin Brandl, am 9.11.2014

 


retrospektive und aktuelle Kunstprojekte von Karin Brandl

 

 

 

 

 

 

 

Bilder + Texte © Alchima ® Karin Brandl